Lesungs- und Gesprächsreihe für queer-feministische, intersektionale Inhalte
Am 30. Oktober 2025, 19:30 Uhr: Wut & Widerstand
Neue und bisher noch weniger bekannte Stimmen kommen hier zu Wort – ohne Gattungsbeschränkung. Leonie Hoh, Jennifer de Negri und Suse Itzel initiieren die Plattform, um Autor:innen einen Raum zu geben, die marginalisiert sind oder durch die Raster des etablierten Literaturbetriebs fallen – weil sie darin keinen Platz finden oder keinen Platz finden wollen. Neben den Lesungen nimmt sich die Moderation zu jeder Veranstaltung einen literarischen Klassiker vor, der durch eine queer-feministische, intersektionale Linse betrachtet wird. Präsentiert werden so neben neuen Stimmen auch neue Perspektiven auf die Rezeption des literarischen Kanons und die Diskussion über normative Strukturen.
Autor:innen am 30.10.2025:
Hatice Açıkgöz
Dara Brexendorf
Barbara Peveling
Sibylla Vričić Hausmann
Moderation: Jennifer de Negri & Suse Itzel
Mit einem erweiterten kuratorischen Konzept wurden für “Wut & Widerstand“ zwei Autor:innen eingeladen, jeweils eine weitere Autor:in mitzubringen. Barbara Peveling lädt Sybilla Vričić Hausmann ein und Hatice Açıkgöz bringt Dara Brexendorf mit. Gemeinsam wollen wir den strukturellen Ursachen und Bedingungen von Wut & Widerstand nachgehen. Wer kann wütend sein und wer darf es nicht? Was genau bedeutet es, wenn wir unsere Wut als Widerstand leben? In allen Texten unserer Autor:innen spiegeln sich gesellschaftliche Machtverhältnisse: Wir begegnen sexualisierter ebenso wie rassistischer Gewalt, sie dringt ins Private vor, prägt unseren Blick auf unsere Körper als auch auf andere. Warum brauchen wir mehr Widerstand? Und existiert Widerstand auch ohne Wut? Welche Strategien können wir denken und uns erschreiben - und welche Rolle kann Literatur überhaupt spielen? Wie wird Wut zu einer Kraft für Wandel?
In Dara Brexendorfs Coming-of-Age Romandebüt geht es um Ada (28), die aufgrund einer Endometriose-Erkrankung kurzfristig in künstliche Wechseljahre versetzt wird und ihren Körper wiederentdeckt. Alles kommt wieder hoch: sexuelle Grenzüberschreitungen, toxische Körperbilder, eine verpasste, queere Liebe und die Schmerzen der Menstruation, die wie ein Schatten über dem Sommer liegen.
In Hatice Açıkgözs Romanprojekt “nur so ein gefühl” ist eine junge, migrantische Jura-Studentin im Studierendenwohnheim mit einem rechten Mitbewohner konfrontiert. Sie beginnt ihn zu catfishen, angetrieben von ihrer Wut, möchte sie sich empowern. Doch es geht nach hinten los, bis sie das Wohnheim verlässt. Weiterhin von Wut angetrieben, beginnt sie bekannte Menschen in der rechten Szene harmlos zu pranken: sie wirft Döner in Briefkästen, zündet kleine Blumen vor Haustüren an. Als die Medien ihre Freund:innengruppe als “Döner Mafia” diffamieren, flüchtet die Protagonistin, um allem zuentkommen.
In Sybilla Vričić Hausmanns Gedichtband “meine faust” werden die wütenden Verse selbst zum Widerstand gegen die verletzlichen Strukturen gesellschaftlicher Normen. Mit ihren Texten rüttelt sie an den Grundfesten heteronormativer Dominanzverhältnisse. Für ihren Gedichtband erhielt Sybilla Vričić Hausmann 2024 den Clemens Brentano Preis.
Barbara Peveling schlägt in ihrem Essay “Gewalt im Haus: Intime Formen der Dominanz“ einen Bogen von den eigenen Gewalterfahrungen zu deren systemischen Bedingungen. Ihr Essay nimmt Opfer wie Täter in den Blick. Mit einer feministischen Linse schaut sie auf unsere genderspezifischen Rollenzuschreibungen und -zurichtungen. In ihrem Text wird die Betrachtung der eigenen Lebensrealität zum anthropologischen Gegenstand.
Gefördert durch die Kunststiftung NRW, das Kulturamt der Stadt Köln, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Solidarisches Preissystem: 0 / 8 / 12 / 18 / 24 Euro, Anmeldung erwünscht