Partizipative Performance
Themenreihe Common Struggles
Simone Gisela Weber
Die Stadt verwandelt sich in einen temporären, kilometerlangen und kollektiven Körper. Menschen verbinden sich mit Ihrer Umwelt: Sie verwandeln sich in Tiere, Wesen und Objekte. Jetzt heißt es wieder: Mitmachen oder die Stadt verlassen! Karneval – ein ausgelassenes Fest der Gemeinschaft? Ein riesiges Trinkgelage? Ein Spiegel der Gesellschaft oder alles wie jedes Jahr?
In der Performance “Everyone’s Joy, No One’s Sorrow” begeben sich die Performerinnen Simone Gisela Weber und Juli Frodermann gemeinsam mit dem Publikum auf die Suche nach Formen und Ideen von Gemeinschaft, die in mitteleuropäischen Fastnachtstraditionen praktiziert werden. Die interaktive Performance ist eine Einladung Karneval mit posthumanistischen Ideen zu
verschmelzen. In einer Choreografie aus Tanzshow, Kulinarik, Maskenspiel und Gespräch untersuchen wir den Karneval als Möglichkeitsraum: Welche Gemeinschaft entsteht, wenn wir Rituale nicht nur ausführen, sondern hinterfragen und neu denken? Können wir Karneval als eine Praxis der Verwandlung begreifen, die uns mit anderen Wesen, Perspektiven und Realitäten verbindet?
Ein Fest der Verwandlung! Oder eine kulinarische ZusammenZunft.
Setzt die Maske auf. Seid dabei.
Everyone’s Joy - No One’s Sorrow ist ein Work in Progress einer längeren Recherchearbeit über mitteleuropäischen Fastnachtstraditionen, die Simone Gisela Weber und Sophia Keßen seit 2024 durchführen. Im Rahmen von Common Struggles realisieren wir einen ersten Inszenierungs-Versuch.
Sprachen: Deutsch und Englisch
Spieldauer: ca. 90 Minuten
Die Recherche wurde unterstützt durch die Rechercheförderung des Fonds Darstellende Künste. Die Umsetzung des Work in Progress wurde möglich durch die Unterstützung der Jan van Eyck Academie
Simone Gisela Weber (*1991) ist Tänzerin, Choreografin und bildende Künstlerin. Sie lebt und arbeitet zwischen Deutschland und den Niederlanden. Sie hat einen BA in Tanz, Kontext, Choreographie vom HZT Berlin (2019), einen MFA in Time & Space Arts (2022, Academy of Fine Arts Helsinki) und einen MA in Choreographie von DAS Choreography (2023, Academy of Theater & Dance).
Ihre künstlerische Praxis ist ein ständiger Versuch, die Herkunft ihrer Familie aus der Arbeiterklasse zu reflektieren. Sie entwickelt soziale Choreografien, in denen sie damit verbundene Fragen zu Macht, Emotionalität und Sichtbarkeit bearbeitet. Sie erforscht mit einem fragenden Blick durch einen interdisziplinären und experimentellen Ansatz und durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien die kollaborative Dynamik innerhalb menschlicher und nicht-menschlicher Körper. Sie fragt, inwiefern Choreografie eine Dezentralisierung der menschlichen Wahrnehmung und Form ermöglichen kann. Sie hat ihre Arbeiten national und international in den Uferstudios Berlin, im Theaterhaus G7 Mannheim, im Milchhof Berlin, in der Galerie KUVA/TILA und im Ringtheater Berlin, Performática Festival Mexico, im Studio Verlin, Theater Strahl Berlin, Tanzhaus NRW und Heimathafen Neukölln gezeigt.
Für ihre Abschlussarbeit "reverberation", die im Rahmen der KUVAN KEVÄT 2022 in Helsinki präsentiert wurde, erhielt sie den Anita Snellman Grant "A work of art which needed to be made“ und den Graduierten Preis der Academy of Fine Arts Helsinki.
Aktuell arbeitet sie als Künstlerin in Residenz an der Jan van Eyck Academie in Maastricht.
Simone hat mit Anna Till, deufert&plischke, Arneout Mik, Sanna Blennow, Amparo González Sola, Zander Porter, Mikko Niemistö, Anna Aristarkhova, Ellinor Ljungkvist, Jan Rozman, Nile Koetting und Boris Charmatz zusammengearbeitet, deren Arbeiten in den Sophiensaelen Berlin, dem Hebbel am Ufer Berlin, der Volksbühne Berlin, der Schirn Kunsthalle Frankfurt, Kampnagel Hamburg, Residenz am Schauspiel Leipzig, Festspielhaus Hellerau Dresden und Zodiak - Center for New Dance Helsinki gezeigt wurden.
Sophia Maria Keßen lebt und arbeitet als freie Theatermacherin und Stadtdramaturgin in Berlin und studierte Kulturwissenschaft und Romanistik in Potsdam sowie Inszenierung der Künste und der Medien an der Universität Hildesheim. In Theorie und Praxis beschäftigt sie sich mit der künstlerischen Inszenierung von neuen Begegnungen und kollektiven Prozessen des Erzählens. Ein Hauptanliegen ihrer Arbeit liegt in der Sichtbarmachung vielstimmiger Meinungen und Perspektiven zu unterschiedlichen Themenkomplexen, die sie mittels interviewgestützter Recherchen und der Einbeziehung nicht-professioneller Darsteller:innen und Sprecher:innen erzielt. Dabei erforscht Sophia biografisch-dokumentarische Inszenierungsstrategien, involviert gerne Karaoke, Zufall, Drinks und Dilettantismus als ernstzunehmende künstlerische Mittel und arbeitet szenisch, interaktiv und installativ.
Während der Spielzeit 2018/19 bis 2020/21 arbeitete Sophia als Regieassistentin an der Bürger:Bühne und Projektmitarbeiterin im Montagscafé des Staatsschauspiel Dresden. 2022 und 2023 zeigte sie gemeinsam mit dem Dresdner Künstler* Josef Panda „Alles wie gewohnt - eine Chronologie der Ein-, Aus- und Umzüge“ in der VIERTEN WELT Berlin - eine dokumentarische Performance über das Wohnen, das Mieten und die Verhältnisse, die es mit sich bringt. 2023 gründete Sophia gemeinsam mit dem Regiekollektiv TURBO PASCAL und 10 Bürger:innen in der interaktive Performance „HEY SEXY!“ einen temporären und alternativen Nachtklub am Staatsschauspiel Dresden. Sophia ist Gründerin des KIEZKLUB - eine partizipative Spielsparte am Heimathafen Neukölln. Hier entwickelte Sie gemeinsam mit der Choreografin Simone Gisela Weber und 13 Neuköllner:innen die Performance FESTE FEIERN BIS SIE FALLEN. Weitere Arbeiten zeigte sie u.a. am Staatsschauspiel Dresden, im Theater Strahl und am Tanzhaus NRW und arbeitete u.a. mit dem Regiekollektiv TURBO PASCAL, der Dramaturgin Felicitas Arnold, dem Musiker Friedrich Greiling und Josef Panda zusammen. Außerdem ist Sophia Teil des Projektraums Make-up e.V.