Altentheater
EIGENES ENSEMBLE
Seit 1979 entwickelt das FWT als erstes Theater der Bundesrepublik mit einem eigenen Altentheater-Ensemble - die Mitglieder sind zwischen 65 und 91 Jahre alt - Theaterstücke, die die Lebens- und Zeitgeschichte der Beteiligten widerspiegeln, den Eintritt ins Pensionsalter und das Leben als älterer und alter Mensch heutzutage thematisieren. Das Altentheater wird von Ingrid Berzau und Dieter Scholz geleitet. Alle Theaterstücke werden im eigenen Theaterhaus in Köln sowie auf Gastspiel, auch im Ausland, gezeigt.
Mitwirkende im Altentheaterensemble: Heribert Bachem, Christel Barth, Wolfgang-Mario Betz, Christian-Dankwart Biederbick, Barbara Bujotzek, Inge Dombach, Maggy Engelke, Kurt Freischläger, Uta Gärtel, Gabriele Grabsch, Charlotte Hermann, Renate Maria Hirth, Ute Khatchikian, Gisela Klaus, Robert Kosanke, Gabriele Kraidi, Friedrich Ochsmann, Rosemarie Rohr, Gerhard Schnitzler, Dieter Scholz, Ursula Schwerdtfeger, Eduard Solfrank, Herbert Weyers.
Musikdramaturgie und Stimmcoaching: Sabine Falter, www.sabinefalter.de
Interview mit Sabine Falter zu ihrer Arbeit mit dem Altentheaterensemble im Programmheft zur Produktion "Lebenslied" (ab S. 7), hier zum Download
IDEE
Mit Gruppen von älteren und alten Menschen – schon dabei handelt es sich um mindestens zwei Generationen – oder mit Alten und Jungen künstlerisch zu arbeiten, vermittelt nicht nur Ausdrucksfähigkeit, Erlebnisreichtum und Spass für die Beteiligten, es ist gesamtgesellschaftlich bedeutsam und notwendig, um die Zukunft gemeinsam auf der Grundlage eines Schatzes von Erlebnissen und Erfahrungen und dem daraus gewachsenen Bezug zur Gegenwart zu gestalten.
Im Alter auf die Bühne
Künstlerisch-kulturelles Tun im Alter eigenaktiv und selbstbestimmt, möglichst in Zusammenarbeit mit professionellen Künstlern und Kulturschaffenden und in Zusammenarbeit mit Jüngeren und Jungen, eröffnet nicht eine nette Beschäftigungsspielwiese zur Ruhigstellung von Menschen, die der Gesellschaft mehr und mehr zur Last fallen. Es ist, weil es hier ganz besonders um Gefühle, Einstellungen, Überzeugungen, Verhaltensweisen, Dogmen, Visionen und die Möglichkeiten der Infragestellung und Veränderung all dieser menschlichen Äußerungsformen durch künstlerisch-kulturelle Gestaltung geht, ein wesentlicher, unabdingbarer, lebensbereichernder Beitrag für ein humanes Miteinander der Generationen in der Gegenwart und ganz besonders auch in der Zukunft.
Für sein besonderes Konzept erhielt das FWT eine Reihe von Preisen.
"Das Freie Werkstatt Theater verfolgt das Konzept eines gesellschaftlich eingreifenden Theaters, das durch seine ästhetische Qualität besticht. Dabei sind oft in Zusammenarbeit mit Betroffenen Produktionen entstanden, die sich mit Ausländerfeindlichkeit, Arbeitslosigkeit, dem Prozess des Alterns und dem Faschismus auseinandersetzen. In seiner bisherigen Arbeit hat das Freie Werkstatt Theater jedoch nicht nur künstlerisch überzeugend und inhaltlich wichtige Stücke gezeigt, sondern es ist auch bundesweit dafür beispielhaft, dass es die ästhetische Kraft des Theaters in anderen gesellschaftlichen Feldern erprobt."
Aus der Begründung der Preisverleihung des Förderpreises für Freie Theater des Landes NRW 1990)
Am 4. Juli 2008 wurde das Altentheater des Freien Werkstatt Theaters Köln mit dem Hauptpreis des Otto-Mühlschlegel-Preises 2008 Zukunft Alter der Robert Bosch Stiftung ausgezeichnet!
Außerdem wurde das FWT-Altentheater im Oktober 2007 ausgezeichnet als Zukunftsprojekt im Rahmen des Robert Jungk Preises 2007.
CHRONIK
PREISE UND AUSZEICHNUNGEN
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Otto-Mühlschlegel-Preis 2008 |
Wortpatenschaft von "Altentheater" |
Bundesverdienstkreuz für Ingrid Berzau |
Otto-Mühlschlegel-Preis 2008 Zukunft Alter der Robert Bosch Stiftung
Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis: das Altentheater des Freien Werkstatt Theaters Köln
Bei der Preisverleihung in Baden-Baden (von links nach rechts): Dr. Kurt Liedtke, Vorsitzender Kuratorium Robert Bosch Stiftung; Ingrid Berzau, FWT; Dieter Scholz, FWT; Dr. Wieland Backes (SWR-Nachtcafé), Moderator; Dietz-Werner Steck (Tatort-Kommissar Bienzle), Laudator; Georg Reinhold, FWT-Altentheater
Unter den 340 Bewerbern um den Otto-Mühlschlegel-Preis 2008 Zukunft Alter, ausgelobt von der Robert Bosch Stiftung, wurde am 4. Juli 2008 das Altentheater des Freien Werkstatt Theaters Köln mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.
In seiner Laudatio auf den Hauptpreisträger bei der feierlichen Preisverleihung in Brenner’s Park-Hotel in Baden-Baden gratulierte Dietz-Werner Steck, alias Tatortkommissar Bienzle:
„Ich spreche meinen Schauspielerkollegen aus Köln, Dieter Scholz und Ingrid Berzau, aber vor allem der gesamten Truppe des Altentheaters Köln meinen großen Respekt für ihre Arbeit aus.“
Der Preis ist eine Bestätigung langjähriger, auf nationaler und internationaler Ebene verwirklichter Theaterarbeit mit alten Menschen und ein glanzvoller Auftakt für das Jubiläumsjahr 2009, in dem das FWT-Altentheater sein 30jähriges Bestehen feierte.
Pressemitteilung der Robert Bosch Stiftung vom 4.7.2008:
Otto-Mühlschlegel-Preis „Zukunft Alter“ 2008
Altentheater des Freien Werkstatt Theaters Köln ausgezeichnet
Stuttgart/Baden-Baden, 4. Juli 2008 – Das Altentheater des Freien Werkstatt Theaters Köln wird mit dem Otto-Mühlschlegel-Preis „Zukunft Alter“ 2008 der Robert Bosch Stiftung ausgezeichnet. Für seine professionelle, kontinuierliche und originelle Theaterarbeit erhält das Ensemble heute Abend in Baden-Baden den mit 30.000 Euro dotierten Hauptpreis. Besonders beeindruckt hat die Juroren, dass die 27 ehrenamtlichen Ensemble-Mitglieder im Alter von 62 bis 91 Jahren ihre Stücke aus den eigenen Lebensgeschichten entwickeln.
Mit dem Otto-Mühlschlegel-Preis „Zukunft Alter“ 2008 werden in diesem Jahr unter dem Motto „Kreativität in Technik, Handwerk und Kultur“ kreative Leistungen älterer Menschen prämiert, die unsere Gesellschaft kulturell bereichern. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert und würdigt Leistungen, in denen die Chancen einer alternden Gesellschaft verwirklicht und Potentiale erschlossen werden – zum Wohl der älteren Generationen und der Gesellschaft.
Neben dem Hauptpreis werden sieben weitere Auszeichnungen verliehen. Einen mit 15.000 Euro dotierten Sonderpreis erhält die Schriftstellerin Wibke Bruhns (Berlin) für ihr Buch „Meines Vaters Land“. Für ihr schriftstellerisches Alterswerk wird die 101 Jahre alte Autorin Ilse Pohl (Frankfurt/Main) geehrt, die im Alter von 69 Jahren mit dem Schreiben begann. Die Freiburger Altentheatergruppe „die methusalems“ wird mit 3.000 Euro ausgezeichnet. Preise in Höhe von jeweils 500 Euro erhalten Ursula und Paul Markus Moser (Murrhardt) für ihre Farbenbühne, der Geraer Glöckner Lothar Füldner, Hans- Joachim Eichberg für die Restaurierung der Kino-Orgel im Berliner Kultkino Babylon und die experimentelle Künstlerin Inge Besgen (Rüsselsheim).
BILD: Bei der Preisverleihung in Baden-Baden (von links nach rechts):
Dr. Kurt Liedtke, Vorsitzender Kuratorium Robert Bosch Stiftung; Ingrid Berzau, FWT; Dieter Scholz, FWT; Dr. Wieland Backes (SWR-Nachtcafé), Moderator; Dietz-Werner Steck (Tatort-Kommissar Bienzle), Laudator; Georg Reinhold, FWT-Altentheater (Foto: Marcus Gernsbeck)
Wortpatenschaft von "Altentheater"
Der "Verein deutsche Sprache" verleiht in besonderen Fällen Patenschaften für deutsche Wörter an Menschen, die sich um diese Wörter besonders verdient gemacht haben.
Ingrid Berzau und Dieter Scholz, künstlerische Leiter des ersten deutschen Altentheaters, sind die exklusiven Paten für das Wort "Altentheater". Zum 30. Geburtstag des Altentheaters am Samstag, 14. November 2009, überraschten Ministerialrat Peter Fettweis (Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW) und Ehefrau Rosi aus Düsseldorf die Kölner Theatermacher mit dem ungewöhnlichen Geschenk.
Unter den Jubiläumsgratulanten waren Bürgermeisterin Angela Spizig, Kulturdezernent Georg Quander, Karl Michael Griffig/BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen), Dr. Manfred Wegner/Sprecher der Seniorenvertretung Köln und Pam Schweitzer / European Reminiscence Network London und viele Fans des Altentheaters.
Bundesverdienstkreuz für Ingrid Berzau
Nachdem Dieter Scholz bereits 1995 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, wurde am 1. Juli 2010 an Ingrid Berzau für ihr besonderes Engagement als künstlerische Leiterin des Freien Werkstatt Theaters Köln in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen, in Düsseldorf von Herrn Ministerpräsidenten Dr. Rüttgers persönlich das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Die offiziell vorgetragene Begründung für die Ordensverleihung lautet:
"Die Theaterkultur Kölns genießt höchstes Ansehen, weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Ingrid Berzau trägt dazu bei, sie noch stärker zu machen und vor allem auch für Kinder und ältere Menschen zu öffnen.
Seit 1982 ist Frau Berzau Mitglied des Freien Werkstatt-Theaters Köln. Es bringt in Eigenproduktionen immer wieder aktuelle Themen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf die Bühne und nimmt so eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft wahr. Frau Berzau gehört seit 1986 zur ehrenamtlichen künstlerischen Leitung des Hauses und hat vor allem den Aufbau der Sparte Altentheater mit geprägt.
Sie entwickelt ganz wesentlich im Theatervorstand das Konzept für das Altenensemble und setzt es mit allen Mitwirkenden um. Dabei sind die Schauspieler zwischen 63 und 92 Jahre alt. Frau Berzau hat aber nicht nur das eigene Ensemble im Blick. Sie hat Fachtagungen organisiert und 1999 im Gürzenich das erste Welt-Alten-Theater-Festival mit 18 Theatergruppen aus vier Kontinenten wesentlich mit gestaltet. Zudem hat Frau Berzau 1990 maßgeblich den Dachverband Altenkultur mit gegründet und führt bis heute die Geschäfte der Kölner Geschäftstelle.
Das Ensemble befördert auch den Dialog über mehrere Generationen hinweg, indem es den direkten Kontakt zu Schülern aufnimmt und dabei gerade Jüngeren ein realistisches Bild älterer Menschen vermittelt. In einer Gesellschaft, die immer älter wird, brauchen wir Menschen, die den Dialog miteinander suchen und sich für die Situation und Lebenswelt älterer Menschen stark machen.
Es ist gerade auch dem Engagement von Frau Berzau zu verdanken, dass das Freie Werkstatt Theater zu einem Markenzeichen der Kunst- und Kulturstadt Köln geworden ist. Für Ihren Beitrag dazu verdienen Sie, liebe Frau Berzau, unsere Anerkennung."
Nominierung für den Deutschen Engagementpreis 2014
Das Altentheaterensemble des Freien Werkstatt Theaters wurde im Juli 2014 für den Deutschen Engagementpreis 2014 (Thema: "Miteinander der Generationen") nominiert.
Die wörtliche Begründung der Nominierenden lautete: "Wer täglich seine Welt bewegt, der hat auch den Deutschen Engagementpreis verdient."
Nähere Infos unter www.deutscher-engagementpreis.de
Weltbeweger des Monats März 2014
Die Website weltbeweger.de der Stiftung Bürgermut wählte das FWT-Altentheater zum Weltbeweger des Monats März und schreibt:
"Licht aus, Vorhang auf: Bühne frei für das Seniorentheater. Von wegen altes Eisen – in Köln stehen sogar 90-Jährige auf der Bühne und spielen Szenen aus dem eigenen Leben. Die Zuschauer sind begeistert und verabschieden sich von so manch liebgewonnen Klischee über 'die Alten'."
Mehr unter www.weltbeweger.de